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Die Windrose, kein Profi-Messgerät ...

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06.07.2006 Regen verkehrt 'rum ...

Die Wetterkritik des Monats - Juli 2006

Wasserzeitung im Juni 2006, Seite 6, Ausschnitt - Klick zeigt Gesamttext Zugegeben, mein regionaler Wasserverband wird von mir nicht geliebt, weil wir uns vor Jahren böse Briefe geschrieben haben, es ging um falsche Abrechnungen des Gartenwasseranschlusses und die nicht gerechtfertigte Einführung einer Grundgebühr als Zusatzgebühr .... Trotzdem liebt es mein regionaler Wasserverband, sich stets in der Öffentlichkeit mit Eigenlob hinzustellen, auf für ihn positive Gerichtsurteile hinzuweisen und sowieso alles richtig zu machen.
In diesem Tenor ist auch eine Propaganda gegen Regenwasseranlagen gehalten, natürlich im eigenen Interesse des höheren Frischwasserverbrauchs der Kunden. Das Regenwassernutzung Vor- und Nachteile hat, soll hier nicht bestritten werden.
Dumm war nur, dass dabei auch tapfer mit Niederschlagswerten argumentiert wurde (wörtlich: "Ob sich eine Regenwasser-Nutzungsanlage bei 460 mm Niederschlag lohnt, ist fraglich"), die völlig falsch dargestellt sind. Konkret: Es handelt sich um eine Karte zur Niederschlagsverteilung im Land Brandenburg, die in der Juni-Ausgabe der SPREE-WASSER-ZEITUNG des ZVWA Fürstenwalde und Umland gezeigt wurde, aber wohl auch in den Zeitungen der anderen Berlin-Brandenburgischen Wasserverbände auftauchte. Der schlimmste Fehler: Gebiete mit viel und wenig Niederschlag sind genau vertauscht. Die Legende ist falsch. Blau bis schwarz gehören richtig zu den Zahlen über 580 mm, die roten Bereiche der Karte haben tatsächlich unter 500 mm Niederschlag im langjährigen Jahresmittel. Es ist ja hiesiges Allgemeinwissen, dass beispielsweise das Oderbruch zu den niederschlagsärmsten Gebieten Deutschlands gehört.
Es fällt weiter auf, dass die Isohyeten (Linien gleicher Niederschlagshöhe) sehr gleichmäßig verteilt sind. Es wurden also offensichtlich nur wenige Punkte mit Messdaten berücksichtigt und zweitens sehr vereinfacht interpoliert. Das ist gerade bei Niederschlagskarten schon viele Jahre nicht mehr üblich.

Nachbemerkung: Inzwischen gab es auch schon einen Telefonkontakt mit der Zeitung, das Vertauschen der Farben in der Legende war zu spät bemerkt worden, eine Richtigstellung soll es in der nächsten Ausgabe geben und die Karte als solches ist von den Umweltbehörden, so die Auskunft. Letzteres macht es aber nicht besser, oder?

26.06.2006 Hoch mit Fronten?

Die Wetterkritik des Monats - Juni 2006

MOZ, Regionalteil Spreejournal Huch, es ist ja heute vieles nicht mehr so wie vor 30 Jahren. Auch in der Meteorologie ändern sich gelegentlich Lehrmeinungen.
Mein erster innerer Protest lautete trotzdem: Ein Hoch hat keine Frontensysteme, und das sollte auch die Geographiestudentin, die die Lokalwetterberichte für die Märkische Oderzeitung schreibt (siehe hierzu Kritik vom 13.08.2005: Was ist eine Wetterexpertin?), ja wissen.
Sicherheitshalber habe ich auch in die Originalwetterkarten der FU Berlin geschaut und siehe da: "Queeny" (ja Queeny und nicht Quenie) ist ein Tief und das nächste Hoch über dem Baltikum (26.6.2006) heißt "Yves", Verwechslung ist also nicht möglich. Und das wichtigste: Tief "Queeny" hat natürlich ein Frontensystem und da hat auch keiner was dagegen. Auch ist das schön, wenn die Welt immer noch eine Kugel ist (oder wenigstens eine Kartoffel).

16.05.2006 99 Liter nur Verschlüsselungsfehler!

Die Wetterkritik des Monats - Mai 2006

99 Liter Regen auf einem Quadratmeter innerhalb 6 Stunden sind selten und sicherlich extrem, aber auch keine Sensation, denn hochsommerliche Gewitterlagen sind Jahr für Jahr Grund, dass einzelne Wetter- bzw. Niederschlagsstationen einmal dreistellige Regenmengen melden.
Andererseits sind solche Mengen, meist auch mit Schäden einhergehend, durchaus Grund für eine Nachricht. Soweit zur Vorrede. Wenn allerdings bei einer eher unauffälligen Wetterlage plötzlich 99 Liter (siehe Bild unten, Meldung zu Cuxhaven auf wettermagazin.de) bereits vormittags gemeldet werden, ist das dann doch ein Grund, der Sache nachzugehen. Die Radarkarte zeigte im Raum Cuxhaven keine adäquaten Echos, die Tagesmeldungen der "Berliner Wetterkarte" bleiben am 16. und am 17.05. bei maximal 10 mm Niederschlag in 24 Stunden in Cuxhaven und Umgebung stehen (meist deutlich weniger). Für Cuxhaven wurde allerdings am 17. rückwirkend für den 16. auch keine Sonnenscheindauer ausgeweisen. Typischer Hinweis auf eine Fehlmeldung bzw. einen Verschlüsselungs- oder Übertragungsfehler!
Moral: Software, seltene Ereignisse und wie fange ich Fehler ab, zusammen ein weites Feld, hier offensichtlich nicht beackert.

Screenshot am 16.05.2006 wettermagazin.de

24.04.2006 Verbildungszeitung

Screenshot am 25.04.2006, Klick zeigt Vergrößerung Die "Zeitung mit den großen Buchstaben" brachte es wohl direkt am Vortag eines Workshops zu Klimafragen in Dessau (25.04.2006), ich erwischte noch die Onlineausgabe (siehe Abbildung): Mein Fazit: Natürlich stimmen einige Aussagen, die BILD bringt, ungefähr mit den in Hamburg berechneten und in Dessau präsentierten Ergebnissen überein, weniger Schnee in den Alpen, mehrere Grad Erwärmung u. a. m. Die BILD-Aussage "Elbe und Rhein versiegen fast" aber ist ein typisches Beispiel für eine BILD-Verdrehung von Aussagen oder Tatsachen. Hauptsache es klingt dramatisch .... Fakt ist, insbeondere der Sommerabfluss soll geringer werden, dies bedeutet in Einzeljahren durchaus, es gibt sommerliche Episoden mit geringer Wasserführung. Bilder aus 2003 werden oft gezeigt und sind in Zukunft noch wahrscheinlicher. Der Rhein versiegt fast - das aber ist nicht nur zu kurz, sondern falsch.

18.04.2006 Zehnerfehler unbemerkt

Screenshot am 18.04.2006 Ich bin mir nicht sicher, ob es den Begriff "Zehnerfehler" noch so gibt bzw. ob ihn jeder versteht. Er stammt wohl aus einer Zeit, als Auge und Bleistift noch wichtig waren in der Wetterbeobachtung und Datenverschlüsselung. Wenn statt 17 Grad dann 18 Grad auftauchten, blieb es eher unentdeckt, bei 27 oder 7 Grad Celsius fiel der "Zehnerfehler" dann auf - den anderen. Vorkommen kann so ein Fehler in Streß und Hektik in allen Epochen. Allerdings wurde in keiner Epoche vorher soviel über Qualitätssicherung (QA/QC) gesprochen wie heute! Und da ist dann doch interessant, wie simpel auch heute noch "Zehnerfehler" auftreten.
Beobachtet wurde der heute zu kritisierende Effekt zuerst bei einer Darstellung der wärmsten Orte Deutschlands bei "wettermagazin.de", bei der weiteren Suche der Ursache des Fehlers wurde klar, dass auch wetter.com und selbst der DWD den falschen Wert, der wohl so falsch von der Wetterstation mit technischen Problemen kam, einfach weiterreichten. Soviel zur Frage von QA/QC und der Frage, brauchen wir mehr Wetterdienste oder mehr Qualität?

07.04.2006 Globalstrahlung statt SSD? - Softwarefehler?

Die Wetterkritik des Monats - April 2006

Screenshot am 07.04.2006 Hat die Sonnen- schein- dauer (SSD) tatsächlich immer einen ausge-prägten Tagesgang? Diese Frage beschäftigt mich nun schon einige Monate, seit dem Entdecken der meteomedia- Meteo- gramme, die eine recht günstige Ergänzung der wetterzentrale.de-Meteogramme sind. Die DWD-Meteogramme dagegen kosten bekanntlich 74 cent und sind für den täglichen Gebrauch zu teuer.
Allerdings fiel mir mit dem zweiten oder dritten Blick auf, dass die prognostizierte Sonnenscheindauer in Minuten je Stunde (!) stets einen sehr deutlichen Tagesgang mit Maximum in den Mittagsstunden hat. Das entspricht nicht der persönlichen Erfahrung, dass es bei ganztätig Sonnenschein auch schon in der 2. oder 3. Stunde nach Sonnenaufgang 60 min SSD je Stunde geben kann. Ähnliches gilt für die drittvorletzte Stunde abends. Oder an einen Tag mit Eintrübung /Aufheiterung im Tagesverlauf. Auch dort sollte das Maximum nicht mittags liegen.
Selbst Klimadaten geben das in dieser Ausprägung nicht her (hier: Potsdam 1901-1950, Daten für April, Anteil pro Stunde):

06-07 07-08 08-09 09-10 10-11 11-12 12-13 13-14 14-15 15-16 16-17 17-18 18-19
0,3 0,4 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,5 0,4 0,4 0,4 0,1

Ich vermute, dass es die SSD nicht als primäres Modellergebnis gibt, sondern dass die SSD-Prognose aus anderen Daten - wahrscheinlich Globalstrahlungsdaten (??) - abgeleitet wird und bei dieser Umsetzung etwas in der Software fehlt. Oder vielleicht ist auch nur die Beschriftung falsch. Ich werde mal bei Meteomedia nachfragen.

Es gab dann tatsächlich einen freundschaftlichen Disput, der allerdings keinen Änderungswillen beim Hersteller der Grafiken erkennen lies. falls Zeit ist, gern dazu mehr ....

18.03.2006 Cumulus als Warmluftbote?

MOZ 18.03.2006 (Datum evtl. falsch) Wie so oft beim Versuch, auf der Kinderseite dem Nachwuchs das Wetter zu erklären, agiert die Märkische Oderzeitung aus Frankfurt (Oder) beziehungsweise aus Stuttgart (vom Eigentum her) sehr unglücklich. Hier werden entweder die falschen Texte abgeschrieben oder der zuständige Redakteur kürzt richtige Texte solange, bis der Inhalt falsch ist.
Die ersten 25 Zeilen sind dabei völlig unstrittig, Wolken haben etwas Faszinierendes und man kann dabei viel erkennen. Aber bei der Gleichsetzung von Schäfchenwolken und Cumuluswolken horcht der Meteorologe auf. Cumuluswolken "kündigen meistens warmes Wetter an"?? Sind Cumuli nicht auch gerade bei Kaltlufteinbrüchen über dem warmen Festland repräsentativ?
Sicherheitshalber der Blick ins Lexikon (MEYERS KLEINES LEXIKON Meteorologie): "Schäfchenwolke: Bez. für Cirrocumulus (feine Sch.) und Altocumulus (grobe Sch.)".
Also wirklich, Cumulus und Altocumulus sollte man nicht verwechseln! Auch zum Thema, ob Cirruswolken Vorboten warmen Regenwetters sind, böten sich Ergänzungen an, weil es beispielsweise im Winter auch beim Schneefall bleiben kann und die Warmfront im Sommer auch kühlen Regen bringt. Schließlich sind Stratuswolken (im tiefen Niveau, also nicht Altostratus mit der Entwicklung hin zu Nimbostratus) eher keine Niederschlagswolken. Und der Stratus als Hochnebel ist nicht identisch mit Nebel. Immer wieder das Problem, wie sage ich es Kindern? So wie die MOZ lieber nicht!

01.03.2006 Winterprognose völlig daneben - im zweifachen Sinne

Die Wetterkritik des Monats - März 2006

Ausschnitt aus der SUPER-ILLU 01/2006

Natürlich sind erstmal die Journalisten schuld, weil die es immer wieder versuchen, möglichst sensationelle Meldungen aus Meteorologen herauszukitzeln. Diesmal hat es Kollegen Christian Häckl (»Chefmeteorologe« bei RTL) erwischt. Der SUPER-ILLU gab er vor Jahresbeginn ein Interview mit den Aussichten für's Jahr. Sein Hinweis, dass "langfristige Wetterprognosen" nie wirklich sicher sind, klingt allerdings inkonsequent und ist so vielleicht letztendlich falsch. Doch hier das Zitat der SUPER-ILLU im ersten Heft des Jahres 2006 (siehe auch die rechts stehende Abbildung): Vorweg: "Langfristige Wetterprognosen sind sehr schwierig zu treffen und nie wirklich sicher. Was aber schon ziemlich klar ist: Das Jahr 2006 legt einen Kaltstart hin. Zu Neujahr wird es eisig werden, ziehen Sie sich warm an. Viele Experten sind sich aber auch einig, dass die darauf folgenden Wochen einen insgesamt milden Winter versprechen. ..."
Langfristprognosen wurden in den 80er Jahren (Meyers kleines Lexikon Meteorologie) als ungelöstes Problem beschrieben und sind es in den ozeanfernen Gebieten, also auch in Mitteleuropa, meines Erachtens immer noch. Lediglich für meeresnahe Gitterpunkte gibt es in den letzten Jahren einen gewissen Fortschritt - offizielle Veröffentlichungen von Monats- und Jahreszeitenprognosen begannen durch das ECMWF (Europäische Zentrum für Mittelfristvorhersage) im Spätherbst 1997 (Drei-Monats-Prognosen).
Ich will jetzt nicht weiter philosophieren, ob man etwas, was man nicht sicher und wissenschaftlich vorhersagen kann, Prognose nennen darf.
Im Übrigen ist auch die Kurz- und Mittelfristprognose (selbst »Nowcasting«) "nie wirklich sicher". Hier ist aber die Überlegenheit gegenüber Referenzprognosen belegt. Die Prognose von Langfristprognosen bleibt umstritten, auch wenn das hiesige Herausgeber gelegentlich anders sehen (siehe beispielsweise www.langfristwetter.com). Lassen wir jetzt lieber die Fakten sprechen:
Endlich wieder ein kalter Winter und die so genannten »Experten« haben es nun wirklich nicht angedeutet. Diese sprechen selbst aber oft noch vom "experimentellen Stadium" ihrer "Vorhersagesysteme". Insgesamt alles ein Grund, darüber nicht in der SUPER-ILLU zu schreiben. Hier die Daten für den Osten Deutschlands, in der Tendenz aber auch in anderen Regionen zutreffend:

Monat Lindenberg T T 1961/90
Dezember 2005 0,7 °C 0,4 °C
Januar 2006 -4,4 °C -1,2 °C
Februar 2006 -0,6 °C -0,1 °C

Somit war der Dezember nur ganz leicht zu mild, also fast normal, der Januar aber über 3 Grad kälter als normal und jetzt selbst der Februar, deshalb auch heute erst die Kritik, war kälter als es im langjährigen Mittel üblich ist. Das ist nicht wegzudiskutieren.
Also lieber Christian Häckl, Vorsicht bei Langfristprognosen! Ansonsten weiterhin viel Erfolg. Und hier noch ein Zitat aus einem Internet-Forum (konkret auf: www.wetterzentrale.de):

Christian Häckl hat "Nachgequatsche" bei seinen Progs ganz sicher nicht nötig. Er zählt zweifellos zu den Besten seiner Zunft. Und dies gilt sowohl für Christians synoptische, als auch für seine Präsentationsfähigkeiten im TV. - Wenn Dir der RTL-Bericht nicht gefällt, ist das was anderes, aber dann liegt dies eher an dem Rahmen, als an der Person des Mets.
Studiert hat Christian Häckl meines Wissens übrigens an der Uni Innsbruck und auch diese Adresse gehört ganz sicher zu den besten in Sachen Meteorologie - insbesondere, für die nicht ganz einfache, alpine Meteorologie! Gruß Jürgen

27.02.2006 Ganz schön warm!

Screenshot am 27.02.2006 Mitteleuropa stöhnt über den langgezogenen und kalten Winter, dabei gibt es im Senftenberger See schon 13 Grad plus als Wassertemperatur. Wunderbar! Spaß beiseite. Natürlich ist das kein Messwert, sondern der letzte eingetragene Wert aus dem Herbst 2005. Nutzer der Seite wissen jetzt also, bei etwa Verständnis für die Wirren von Internet, Tourismus und Wetter, dass hier im Herbst die Messung und Aktualisierung der Angaben eingestellt wurde.
Was ist aber bei denjenigen, die Internet und Wetterdaten nicht sofort durchschauen? Was ist im April, wo man (oder frau) das plötzlich für möglich hält?
Meine Empfehlung deshalb immer wieder: Messdaten auch mit Datum und Uhrzeit versehen oder den Abruf von Datenbanken so programmieren, dass bei Datenausfall dann nichts angezeigt wird. Den Ausfall von Daten oder das Nichtmessen im Winter versteht jeder Gast der Internet-Seite, einen völlig falschen Wert empfindet man als Unfreundlichkeit.
In diesem Sinne Glück auf!

05.02.2006 Isobaren sind keine Isallobaren!

Die Wetterkritik des Monats - Februar 2006

Tippfehler können ja vorkommen. Insofern wäre es ungerecht, jeder diesbezüglichen Peinlichkeit hinterher zu rennen, auch die wetterkritiker-Seite ist sicher nicht frei von Tipp-Fehlern (für Hinweise bin ich stets dankbar!). Da Tippfehler möglich sind, gab es am 12.01.2006 auch eine freundliche Email an den Betreiber der Seite hessenwetter.de. Leider blieb eine substantielle Antwort aus.
Deshalb jetzt hier zur Klarstellung:
Die Isobaren sind Linien gleichen Luftdrucks (!). Die Linien gleicher Luftdruckänderung heißen dagegen Isallobaren.

Screenshot am 05.02.2006

25.01.2006 Zum Schmunzeln: Liesbeth ist richtig!

Bei Briefmarken und Münzen sind Fehldrucke ja beliebt, deshalb hier keine böse Kritik, sondern die Rubrik: "Was sonst noch passierte": Ausschnitt aus Wetterkarte 23.01.2006 Am 23.01.2006 erschien das Tief "Lisbeth" auf der Berliner Wetterkarte. Am Folgetag hieß es plötzlich "Liesbeth". Eine Nachfrage bei den Wetterpaten www.wetterpate.de ergab: " die Liesbeth ist richtig. Die Lisbeth ist leider ein Schreibfehler". Also Glück für alle Lisbeths und ich drücke den Wetterpaten an der FU die Daumen, dass der oder die Liesbeth-Wetterpate/-in hoffentlich kein Geld zurück verlangt!

18.01.2006 Erneut daneben gegriffen ...

Kinderseite der Märkischen Oderzeitung am 18.01.2006 Die von einem Stuttgarter Verlagshaus in Ostbrandenburg betriebene Märkische Oderzeitung greift - aus welchen Gründen auch immer - bei meteorologischen Erklärungen auf der Kinderseite wenigstens jedes dritte oder vierte Mal völlig daneben.
Diesmal ist der Versuch gescheitert, die Erklärung eines Glatteisregens kindergerecht darzubieten.
Oberhalb von 5000 m (!) soll es also angeblich wärmer sein, dort soll Regen entstehen? Diese Höhenangabe ist völlig falsch. In dieser Höhe gibt es keine Chance für positive Temperaturen, jedenfalls nicht im europäischen Winter. Wer Kindern die Atmosphäre so erklärt, verwirrt sie mehr als er zum Verständnis der Natur beiträgt. Besser ist jedenfalls die nachfolgende Erklärung.

Quelle: Wetterlexikon des SWR
Wie entsteht Glatteisregen ? (Blitzeis) Wetterlagen, die gefrierenden Regen bringen, bedingen eine charakteristische Temperaturschichtung in der Atmosphäre: Warm-feuchte Luft schiebt sich über eine bodennahe, kalte, etwa 300 bis 1000 m dicke Kaltluftschicht. Die aus den warmen Wolken fallenden Regentropfen kühlen sich in der Kaltluftschicht auf Werte unter Null Grad ab. Beim Aufprall auf den gefrorenen Boden gefrieren die sowieso schon unterkühlten Tropfen spontan und es entsteht Glatteis.

An dieser Stelle darf sicherlich auch der Hinweis nicht fehlen, dass der Begriff Blitzeis für das sich bildende Glatteis bei gefrierendem Regen oder gefrierendem Sprühregen von den Medien geprägt wurde. Ob man dabei allerdings von einem "irreführenden Begriff" Blitzeis reden sollte, weil gefrierender Regen mit der Wettererscheinung Blitz nichts zu tun hat, will ich hier mal offen lassen. Vielleicht gibt es dazu eine Diskussion?

04.01.2006 Sind 300 Kilo pro Kubikmeter schwer?

Ausschnitt aus einem Bericht der JW am 04.01.2006 Angesichts der Tragödie in Bad Reichenhall (15 Tote durch ein einstürzendes Hallendach bei Schneefall) machen sich auch Meteorologen ihre Gedanken, ob ihre Produkte und Gutachten hier in diesem Fall etwa fehlerhaft waren oder ob doch profane Bauschluderei nebst fehlender Gebäudeaufsicht dieses Unglück befördert hat. Mit Interesse las ich deshalb neben stehenden Zeitungsbericht, der mich jedoch etwas ratlos zurücklässt. Dass nasser Schnee eine größere Dichte hat, ist nicht überraschend. Allerdings hängt die Schneelast, die auf das Dach wirkt, nicht oder nicht allein von der Schneedichte ab, sondern auch von der Schneemenge (der Schneehöhe) pro Quadratmeter ab. Die Angabe der Gesamtmenge löst das Rätsel auch nicht, wenn die Dachgröße unbekannt ist. Ich habe deshalb an Kollegen Butschek folgende Email geschrieben:

Hallo Michael Butschek, eine der deutschen Tageszeitungen, die ich unregelmäßig lese, schrieb heute:
"Michel Butschek vom Wetterdienst in Salzburg erklärte, der feuchte Schnee auf dem Hallendach sei mit einem Gewicht von 300 Kilo pro Kubikmeter extrem schwer gewesen".
Gut, der Wert ist akzeptabel. Aber es lag wohl kaum ein 1 m hoher Schnee dieser Dichte auf dem Dach, also nach den Wettermeldungen würde ich (aus weitem Abstand) weniger als 100 kg/m² (=1 kN/m²) Dachschneelast für den Schadenstag annehmen wollen. Damit ist beispielsweise zur charakteristischen Schneelast nach DIN 1055-5E:2004 für 455 m in der Schneelastzone 3 von 2,1 kN/m² noch ein deutlicher Abstand. Der Schneedruck dürfte so also kein Auslöser der Katastrophe gewesen sein. Sehe ich das so richtig?
Mit freundlichen Grüßen
Bernd Stiller

Michael Butschek hat prompt geantwortet, wie wohl zunehmend üblich hat hier ein findiger Journalist aus einer zurückhaltenden Auskunft über Schneeverhältnisse in Salzburg sein eigenes Ding gedichtet.

02.01.2006 Binsenwahrheiten ...

Die Wetterkritik des Monats - Januar 2006

Ausschnitt Tageszeitung ND (Neues Deutschland) 02.01.2006, Klick zeigt Gesamtausschnitt Dass wir tagtäglich mit Falschinformationen zugeschüttet werden, ist eine Binsenwahrheit, oder?
Jawohl, die Verärgerung ist mir anzumerken! Obwohl ich das neue Jahr etwas ruhiger beginnen wollte (es liegt immer noch sehr Altes auf dem Schreibtisch!!), liefert mir eine überregionale Tageszeitung ("ND") eine Steilvorlage für eine Kritik. Gut, die Zeitung schreibt nicht selbst, sondern lässt schreiben. Aber ein Blick auf das Geschriebene stünde auch einer Tageszeitung gut zu Gesicht, die in anderen Dingen oft genug ihre Wissenschaftlichkeit preist.
Gern würde ich an dieser Stelle auch meine Gegenargumente ausführlich darlegen, Grafiken der jahreszeitlichen Verteilung der Niederschlagsmengen zeigen oder Links zu den PIK-Artikeln (die ich zahlreich durchgesehen habe, um nichts zu übersehen) auflisten. Hier ist aber leider nicht der Platz dafür, wer mehr Infos anfordert, wird sie aber von mir bekommen.
Ich kann hier nur meinen Leserbrief, den ich am Folgetag an die Redaktion der genannten Zeitung übermittelte, wiedergeben:

Sehr geehrte Damen und Herren,
als BUND-Mitglied freue ich mich stets auch über Aktivitäten der befreundeten Naturschutzverbände, doch diesmal möchte ich dem Brandenburger NABU-Vorsitzenden Tom Kirschey in zwei Punkten widersprechen. Als Meteorologe ist mir die "alte Binsenwahrheit" nicht bekannt, dass der "Jahresniederschlag ... zum größten Teil in der kalten Jahreszeit" fällt. Unabhängig davon, ob man Winter- und Sommerhalbjahr oder nur die drei Winter- und Sommermonate vergleicht, es gibt in unserer Region mehr Sommer- als Winterniederschläge. Das quantitative Verhältnis hat sich seit Beginn regelmäßiger Messungen gelegentlich verschoben und es ist tatsächlich so, dass auch die PIK-Studien Verschiebungen für die Zukunft prognostizieren. Allerdings nur so, dass die Sommerniederschläge etwas abnehmen und die Winterniederschläge etwas zunehmen, ohne aber die Sommerniederschläge mengenmäßig zu erreichen.
Zum Schluss: Ich unterstütze Tom Kirschey in der Forderung nach einem "ehrlichen Umgang mit der Ressource Wasser"! Allerdings sind dabei "alte Binsenwahrheiten" des NABU ebenso wenig hilfreich wie hastig veröffentlichte PIK-Zwischenergebnisse. Das Brandenburgische Landesumweltamt (LUA) sollte hier tatsächlich mehr als bisher das gesamte Potential der zum Wasserhaushalt oder zu Wasserhaushaltskomponenten forschenden Einrichtungen im Raum Berlin-Brandenburg erschließen.

Mit freundlichen Grüßen
Bernd Stiller
(www.wetterkritiker.de)

Tom Kirschey hat sich gemeldet und die Ungenauigkeiten bedauert. Er schrieb u.a.: "Vielleicht könnten wir uns darauf einigen: ich hab das richtige gemeint, es aber falsch formuliert. Herzliche Grüße auch an den Wetterdoktor vom BUND!" Na dann herzliche Grüße an den NABU zurück!

Fortsetzung: Kritiken 2005


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Alle Inhalte, die nicht mit einer Quellenangabe versehen sind, sind © Bernd Stiller,
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Kritiker-Texte begonnen und ins Netz gestellt: 06.03.2005, letzte inhaltliche Änderung dieser Seite: 11.07.2006 ||